Ambient Information Design

Fahrgastinformationssysteme (FIS) im Zug

Was ist Ambient Information Design?

Ambient Information Design ist mehr als Interface Design im Raum – es ist ein Prinzip, das der zunehmenden Informationsdichte im öffentlichen Raum eine menschenzentrierte Alternative entgegensetzt. Gute Ambient Systeme sind nicht laut oder aufdringlich, sondern leiten, strukturieren und beruhigen. Sie agieren dezent, aber effizient.

Im Gegensatz zu klassischen Benutzeroberflächen, die aktive Interaktion und volle Aufmerksamkeit erfordern, zielt Ambient Information darauf ab, Information in die Umgebung zu integrieren. Sie nutzt häufig Licht, Farbe, Bewegung oder Ton, um Zustände, Veränderungen oder Orientierungen subtil zu vermitteln.

„Ambient Design beginnt dort, wo Information nicht gesucht, sondern gespürt wird.“

Typische Anwendungsbeispiele in der Mobilität

Ambient Information wird besonders in mobilen Kontexten relevant, in denen sich Menschen in Bewegung befinden, Situationen sich dynamisch verändern und Informationsbedürfnisse spontan entstehen. In der Mobilität geht es um Orientierung, Sicherheit und reibungslose Abläufe. Ambient Information ergänzt dabei klassische Anzeigeelemente und reduziert Informationsstress in entscheidenden Momenten der Reise.

  • Belegungsanzeigen in Fahrzeugen
  • Dynamische Türanzeigen mit Informationen zur Ausstiegsseite und Fahrtrichtung
  • Lichtleitsysteme im Fahrzeug oder am Bahnsteig, die den Ein- und Ausstieg lenken
  • Echtzeitinformationen zu Umsteigemöglichkeiten als visuelle Hinweise im Fahrzeug
  • Umgebungsinformationen (z. B. Landschaft, POIs, Wetter)
Auslastungsanzeigen im Regional- und S-Bahnverkehr der Deutschen Bahn. © DB
Auslastungsanzeigen im Regional- und S-Bahnverkehr der Deutschen Bahn. © DB
London Heathrow Airport
London Heathrow Airport
Deutsche Bahn Ideenzug City. © DB / Oliver Lang
Deutsche Bahn Ideenzug City. © DB / Oliver Lang
Überkopf-Anzeige der ÖBB. © ÖBB / Harald Eisenberger
Überkopf-Anzeige der ÖBB. © ÖBB / Harald Eisenberger
Lichtsignal bei U-Bahn-Zugang
Lichtsignal bei U-Bahn-Zugang
Überkopf-Anzeige der Regionalbahn Deutschland
Überkopf-Anzeige der Regionalbahn Deutschland
Ambient Information entlang der Fahrgastreise

Fahrgastinformationssysteme (FIS) im Zug begleiten Reisende vom Betreten bis zum Verlassen des Zugs. Sie dienen dazu, relevante Informationen bereitzustellen: zur Linienführung, zu Anschlussmöglichkeiten, zur Belegung, zur Ausstiegsseite oder zu Störungen – in Echtzeit und im ständigen Wandel, abhängig von Fahrverlauf, Verkehrssituation und Nutzerkontext.

Der Informationsbedarf ist dabei nicht konstant, sondern verändert sich je nach Fahrphase. Die Anzeige muss sich daher dynamisch anpassen – an den Fahrtverlauf, Stationen, Ereignisse und Nutzerströme. Das ist auch aus Gründen der Fahrgastsicherheit entscheidend.

Moderne FIS nutzen daher UX/UI-Prinzipien, um diese Informationen zielgerichtet, lesbar und intuitiv darzustellen – etwa durch dynamische Türanzeigen, animierte Richtungspfeile oder Lichtsignale, die die Fahrtrichtung anzeigen.

Ein FIS, das nach Prinzipien des Ambient Information Designs funktioniert, geht noch einen Schritt weiter; es adressiert unterschiedliche Stadien der Aufmerksamkeit:

  • Unbewusste Wahrnehmung: Farbe, Licht, Richtung – sie wirken auf einer atmosphärischen Ebene.
  • Periphere Aufmerksamkeit: Informationen, die nicht gesucht werden, aber auffallen, wenn sie relevant sind – z.B. Änderung einer Anzeige.
  • Gezielte Informationsaufnahme: Klare, strukturierte Darstellung, wenn jemand aktiv nach Orientierung sucht – etwa beim Umsteigen.
UX/UI Design und Produktdesign im Zusammenspiel

Die Gestaltung ambienter Informationssysteme im Zug erfordert ein präzises Zusammenspiel von UX/UI Design und Produktdesign. Bevor die eigentliche visuelle, interaktive und kognitive Gestaltung des Informationsdesigns beginnt, ist die Betrachtung des Produktdesigns zentral: Es fungiert als physische Schnittstelle zwischen Information, Architektur und Nutzer*in. Einfach ausgedrückt: als Bindeglied zwischen Raum und Information.

Dabei geht es um die konkrete Ausgestaltung der Trägerelemente – etwa Displays, Lichtleisten oder projektive Oberflächen – sowie deren räumliche Positionierung, Materialität und Lichtwirkung. Ein durchdachtes Design berücksichtigt Ergonomie (Raum, Blick, Bewegung), Sichtachsen und die architektonischen Gegebenheiten der einzelnen Waggons.

Diese interdisziplinäre Perspektive ist eine wichtige Voraussetzung für alle weiteren Schritte im Designprozess.

Ein flexibler Prozess mit klarer Ausrichtung

Ambient Information Design erfordert einen Designprozess, der nicht starr ist, sondern sich an reale Bedingungen und Anforderungen im Projekt anpasst. Ein dynamisches Umfeld wie der öffentliche Verkehr ist durch wechselnde Situationen, eine heterogene Nutzergruppe und komplexe technische Systeme geprägt. Die Gestaltung für Informationssysteme muss daher flexibel, beobachtend und iterativ gedacht werden. Jede Phase reagiert auf konkrete Erkenntnisse und bringt Raum, Gestaltung, Technik und Nutzerbedürfnisse in ein funktionierendes Zusammenspiel.

01

Discovery Phase

In dieser frühen Phase werden alle grundlegenden Rahmenbedingungen des Systems erhoben und dokumentiert. Dazu zählen auch Normen und Richtlinien sowie Prinzipien wie Hick’s Law oder Miller’s Law. Technische Anforderungen werden ebenfalls aufgenommen. Zentral sind außerdem Sichtfeldanalysen, um Position, Größe und Ausrichtung der Informationsmittel im Raum zu prüfen. Auch architektonische Besonderheiten einzelner Wagentypen – z. B. Deckenhöhen, Türpositionen, Fensterflächen oder Beleuchtungseinflüsse – werden berücksichtigt. Ziel ist es, ein umfassendes Verständnis der räumlichen, technischen und normativen Ausgangslage zu gewinnen, um darauf aufbauend funktionale und sinnvolle Informationsarchitekturen zu entwickeln.

Ambient Analyse

Die darauffolgende Ambient Analyse sammelt alle äußeren Einflussfaktoren des Informationssystems, wie z.B. örtliche, zeitliche, geografische oder betriebliche Einflüsse.

Gerade im öffentlichen Verkehr hat diese Phase eine besondere Relevanz: Aufgrund der stark heterogenen Zielgruppe ist es essenziell, das Informationssystem so zu gestalten, dass es universell funktioniert – unabhängig von Alter, Sprache oder Reiseintention.

Deshalb rückt in dieser frühen Phase nicht die Definition einzelner Personas, sondern das Verständnis des ambienten Gesamtkontexts in den Mittelpunkt.

Sichtfeldanalyse
Sichtfeldanalyse
02
Szenarienentwicklung

Aus den in der Ambient Analyse erhobenen Faktoren werden typische Szenarien abgeleitet. Hier geht es insbesondere um die Vielfalt realistischer Situationen im Zug. Auch kritische Momente wie Zugverspätungen, hohes Fahrgastaufkommen oder kurzfristige Gleiswechsel werden mitgedacht. Die so entwickelten Situationen dienen als Grundlage für eine differenzierte und kontextgerechte Gestaltung des Informationssystems – mit Fokus auf intuitive Orientierung und reduzierte kognitive Belastung.

03
Use Case Definition

In den Use Cases werden bereits die wichtigsten Anwendungsfälle je Fahrphase konkretisiert und definiert, welche Information wann und wie verfügbar gemacht werden müssen – mit Blick auf reale Situationen und Anforderungen, wie z.B. einem barrierefreien Ausstieg oder der Sicherheit beim Einsteigen mit Gepäck oder Fahrrad.

04
Informationsarchitektur & Wireframes

Inhalte werden priorisiert und strukturiert: Was muss aus gesetzlichen oder aus Gründen der Betriebssicherheit und Interoperabilität (TSI) permanent sichtbar sein? Was ist kontextabhängig? Welche Darstellungsformen eignen sich wofür (z.B. farblich, symbolisch, textbasiert)? Wie wirkt sich die unmittelbare Umgebung (z.B. Lichteinflüsse oder Position im Raum) auf die Darstellung aus?

  • Adaptive Informationsmenge (Hick’s Law)
  • Vermeidung visueller Reizüberflutung durch situative Anzeige
  • Positionierung für stehende und sitzende Personen

Evaluierung am Zuglayout

Bereits in dieser Phase wird der kontinuierliche Bezug zum tatsächlichen Zuglayout mitgedacht. Im Designprozess dient das Layoutmodell in Figma als zentrale Referenz. Es bildet das Fahrzeug als strukturierte Umgebung ab und erlaubt es dem Designteam, Gestaltungsideen direkt im räumlichen Kontext zu evaluieren. Diese zugängliche Testumgebung ermöglicht schnelles Feedback zur Sichtbarkeit, Platzierung und Wirkung der Informationsarchitektur.

05
Gestaltung UI & Prototyping

In dieser Phase werden die zuvor definierten Inhalte gestaltet. Dabei geht es nicht nur um die Wahl von Farben, Schriftarten oder Icons, sondern vor allem um die Erlebbarkeit von Information im Raum. Lesbarkeit muss auch in Bewegung, aus unterschiedlichen Blickwinkeln und unter variierenden Lichtbedingungen gewährleistet sein. Deshalb werden Gestaltungselemente wie Kontrastverhältnisse, Lichtführung, Typografie-Größen und Piktogramme gezielt auf ergonomische Standards abgestimmt.

06
Testing im Raum

Wie gut funktioniert das System unter Bewegung, Lichtveränderung, Lärm, mit echten Fahrgästen? In unserem Fall erfolgte die erste Testphase bereits frühzeitig in einer simulierten Umgebung als VR-basiertes MVP (Minimum Viable Product). Das ermöglichte frühes Feedback zu Lesbarkeit, Sichtbarkeit und Relevanz – bevor physische Prototypen gebaut werden. Erkenntnisse aus den VR-Tests fließen somit direkt in die iterative Optimierung ein.

Im realen Fahrzeugumfeld wird getestet: Wie gut funktioniert das System unter Bewegung, Lichtveränderung, Lärm, mit echten Fahrgästen? Feedback fließt in Optimierung und finale Umsetzung ein.

Woran erkennt man ein gelungenes Ambient System?

Ein durchdachtes Fahrgastinformationssystem…

  • reduziert kognitive Last, statt sie zu erhöhen
  • schafft Zugänglichkeit für alle, unabhängig von Sprache, Mobilität oder Erfahrung
  • integriert sich visuell und funktional in die Umgebung
  • ist dynamisch, aber nicht aufdringlich
  • informiert dort, wo der Blick ohnehin hingeht

Unterstützung für ein Informationssystem gesucht?

Wir bei PESCHKE haben in-house UX/UI Designer, Produktdesigner, 3D Artists sowie technisches Knowhow und können so den gesamten Gestaltungsprozess für Ambient-Design-Projekte abdecken. Mit unserem Skillset und Erfahrung aus Kundenprojekten sind wir ein kompetenter Partner für besonders komplexe und anspruchsvolle Projekte im Bereich Fahrgastinformationssysteme.

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PESCHKE verfügt über ein sehr tiefes Wissen und Verständnis dafür, wie man eine Vision für die Zukunft aufbaut. Sie bringen diese Ideen auf den Boden und bieten konkrete Lösungen wie etwa die Realisierung eines neuen Produkt-Ökosystems und die Integration von Connected Products. Sie haben auch ein tiefes technisches Verständnis für Marketing und entwerfen großartige Designs für UX/UI. Ihr umfassender Service macht PESCHKE so einzigartig.

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Wir sind mit der Qualität der Arbeit und dem Feedback von PESCHKE sehr zufrieden. Das Unternehmen reagiert immer prompt und ist sehr lösungsorientiert. Der Fokus liegt stets darauf, eine Lösung zu finden, die einerseits die Anforderungen für die Produktion erfüllt, andererseits aber auch dem Anspruch aus Designperspektive gerecht wird.

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Die Kommunikation war sehr einfach und schnell. Das gesamte Team ist motiviert und hilfsbereit. Ihre schnelle Reaktionsfähigkeit, ihr Auge fürs Detail und ihre Geduld bei widersprüchlichen Anforderungen sind beeindruckend.

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